Im Dezember 2022 wurde in den Medien über die Trinkwasserverunreinigung von Hausbrunnen durch PFAS in Leonding und Pasching im Bundesland OÖ berichtet. Hausbrunnenbesitzer in diesem Gebiet
durften ihr Wasser nicht mehr trinken, da erhöhte PFAS-Werte beim
Wassermonitoring des Landes OÖ festgestellt worden waren. Seither ist diese
Industriechemikalie in das Blickfeld der Öffentlichkeit geraten.
Doch was sind PFAS?
PFAS sind per- und polyflourierte Alkylverbindungen, die keine natürliche Quelle haben. PFAS besitzen die herausragende Eigenschaft, dass sie sowohl wasser- als auch fettabweisend sind und finden daher eine breite Verwendung.
Die bekanntesten Stoffgruppen der PFAS sind:
1. Perfluorierte Sulfonsäuren (bekanntester Vertreter:
Perfluoroctansulfonsäure (PFOS))
2. Perfluorierte Carbonsäuren (bekanntester Vertreter:
Perfluoroctansäure (PFOA))
PFOS und PFOA wurden in der Vergangenheit auch als Leitparameter für das Vorkommen von PFAS herangezogen.
Laut OECD gibt es mindestens 4730 PFAS. Einige davon stehen im
Verdacht krebserregend zu sein. PFAS werden industriell hergestellt und
in einer Vielzahl von Produkten verwendet.
In der Industrie werden
perfluorierte Alkylsubstanzen in einer Reihe von Spezialanwendungen
eingesetzt, beispielsweise in der Perfluorpolymer-Herstellung, bei der
Verchromung, in der Herstellung von Halbleitern, oder auch bei
photographischen Prozessen. Weiters kommen sie in einer Reihe von
Konsumgütern zur Anwendung, wie beispielsweise in Farben, Leder- und
Textilbeschichtungen, (Outdoor-)Kleidung, Schuhen, Teppichen,
Verpackungen, Skiwachs, Boden- und Autopflegemitteln, im Löschschaum von
Feuerlöschern, sowie zur Produktion von Papieren mit schmutz-, fett-
und wasserabweisenden Eigenschaften (Backpapier) und als Bestandteile
von Imprägnier- und Schmiermitteln.
Perfluorierte Alkylsubstanzen werden vom Menschen hauptsächlich über
Lebensmittel aufgenommen. Der Konsum von kontaminiertem Trinkwasser
führt meist zu erhöhten Belastungen. Flüchtige PFAS können auch über die Luft aufgenommen werden, zum Beispiel bei der
Verwendung von Haushaltschemikalien wie Imprägniersprays, die zu einer
erhöhten Innenraumbelastung führen.
Das wirklich problematische an PFAS ist, dass sie in der Umwelt
praktisch nicht abgebaut werden können und somit als ewige Chemikalien
gelten, die sich in der Umwelt und in menschlichen und tierischen
Geweben anreichern und gesundheitliche Probleme verursachen können.
Inzwischen können PFAS laut Umweltbundesamt
(Informationen siehe hier...) bereits in den entlegensten Regionen der Erde und in unbesiedelten
Gebieten wie der Polarregion oder der Tiefsee nachgewiesen werden.
PFAS verbleiben nach
der Aufnahme lange im menschlichen Organismus. Die Anreicherung erfolgt
nicht im Fettgewebe, sondern in Organen (z.B. Leber) und in Blutproteinen.
Die Stoffe besitzen im Tierversuch lebertoxische, krebserregende und
fortpflanzungsgefährdende Eigenschaften. Babys nehmen die Substanzen
sowohl über die Plazenta, als auch später über die Muttermilch auf.
Eine
Risikobewertung der EFSA (Europäische
Lebensmittelsicherheitsbehörde) aus dem Jahr 2018 kommt zu dem Schluss, dass
ein beträchtlicher Teil der europäischen Bevölkerung über die
Lebensmittelkette Konzentrationen an den perfluorierten
Alkylverbindungen PFOS und PFOA ausgesetzt ist, die bis zu 25-fach über
der wöchentlichen tolerierbaren Aufnahmedosis liegen. Die beobachteten
Wirkungen sind eine Erhöhung des Cholesterinspiegels sowie die
Beeinträchtigung des Immunsystems von Kindern. Auch in österreichischen
Studien konnte eine Belastung mit diesen Stoffen bestätigt werden.
Eine neue Bewertung der EFSA (Europäische
Lebensmittelsicherheitsbehörde) aus 2020 zu den derzeit am häufigsten
und in größten Mengen vorkommenden PFAS-Verbindungen in Lebensmitteln
bestätigt im Wesentlichen die Ergebnisse und die zu hohen
Expositionen, insbesondere für Säuglinge und Kleinkinder.
PFAS-Verbindungen wurden in etwas mehr als einem Viertel aller in
Österreich in den Jahren 2016/2017 untersuchten Grundwasser-Messstellen
nachgewiesen. Zwar bedeutet das Auffinden derartiger Spurenstoffe per se
noch keine Gesundheitsgefährdung oder Gefährdung von Ökosystemen, es
zeigt jedoch deren weitreichende Verbreitung.
In der österreichischen Trinkwasserverordnung sind derzeit keine
Grenzwerte für PFOS, PFOA oder andere PFAS enthalten. Mit der neuen
EU-Trinkwasserrichtlinie sind jedoch zwei neue
Grenzwerte für PFAS in nationales Recht umzusetzen:
0,10 μg/l für die
„Summe der PFAS“ und
0,5 µg/l für den Parameter „PFAS gesamt“.
Die
„Summe der PFAS“ bezeichnet die Summe von 20 ausgewählten PFAS und der
Parameter „PFAS gesamt“ bezeichnet die Gesamtheit der PFAS, wobei für
„PFAS gesamt“ jedoch noch technische Leitlinien seitens der Europäischen
Kommission festgelegten werden müssen. Die Mitgliedstaaten können dann
entscheiden, ob sie einen der beiden Grenzwerte oder beide anwenden.
Wie kann und soll also mit diesem problematischem Stoff umgegangen werden?
Derzeit beschäftigen sich mehrere Forscherteams der ganzen Welt mit der Unschädlichmachung von PFAS.
Die günstigste und umweltschoneste Methode haben nun Forscher des
Texas A&M AgriLife entwickelt. Es handelt sich um einen
pflanzenbasierten Wirkstoff, der PFAS in ihre harmlosen Bestandteile
zerlegt. Das entwickelte Pflanzenmaterial bindet PFAS an sich und
konzentriert diese auf. Dann wird ein Pilz darauf angesetzt, der sowohl das Absorptionsmaterial als auch das Gift
verstoffwechselt und somit unschädllich macht. Dies wäre ein
umweltverträgliches Behandlungssystem mit großem Potential die toxischen
Chemikalien zu entfernen und Menschen und Umwelt auf ungiftige und
kostengünstige Weise zu schützen.
Bisher gibt es nur die Möglichkeit die PFAS durch Verbrennen zu
zerstören. Welche Luftschadstoffe dabei entstehen und sich wieder in der
Umwelt und im Trinkwasser anreichern, darf dahingestellt werden. Dies ist ein ewiger Kreislauf, aus den es auszubrechen gilt.
Alexandra Ecker, 2. Feburar 2023